Wintrich

Mittelmosel: Wo Fische Treppen steigen und Wege zum Herrgott führen

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Wintrich Mittelmosel: Foto: ARNOLDI Grafik- und Fotodesign Christopher Arnoldi

Wintrich ist eine Gemeinde mit einer über tausendjährigen, dokumentierten Geschichte. Dabei beweisen die Funde aus römischer und vorchristlicher Zeit, dass die Besiedlung viel älter ist als die Dokumente, die den Ort erstmals in einer Urkunde erwähnen.

Heute bewirtschaften rund 140 Winzerfamilien jene 270 ha Rebfläche, deren Erstbepflanzung offensichtlich zwischen dem I. und dem V. Jahrhundert durch die Römer erfolgte. Der Name Vindriacum, aus dem sich Wintrich entwickelt hat, ist noch älter; er stammt von den vorchristlichen Kelten. Der intensive Ausbau der Weinkultur erfolgte letztlich im Mittelalter unter der Regie der Trierischen Kurfürsten. Heute bildet der Weinbau die Haupteinnahmequelle der Wintricher - und weil man ihn mit so viel Gastfreundschaft, Romantik und nachweisbarer Historie umgeben kann, ist der Fremdenverkehr zu einem zweiten Standbein geworden.

Man fühlt sich den Gästen und Besuchern verbunden, die Wintrich nicht zuletzt deshalb als Urlaubsort aussuchen, weil keine Industrie die Erholung stört. Wintrich verfügt neben Wein und Geschichte über Attraktionen, die den Ort für einen Urlaub besonders anziehend machen. So wurde in den letzten Jahren die Tradition des Passionsspiels wieder aufgegriffen, die nach einer ersten Aufführung im Jahre 1902 in den fünfziger Jahren ein wenig eingeschlafen war. Es handelt sich dabei um eine Aufführung der Leidensgeschichte Christi, die an die Oberammergauer Passionsspiele erinnert.Und nicht nur das. Wintrich führt alljährlich das Singspiel „Von der Rebe zum Wein“ auf, das den Weinbau auch für den Besucher unterhaltsam darstellt. Große Bekanntheit hat inzwischen der Chor der Wintricher Herrgottspatzen erlangt. Und nicht zuletzt verfügt Wintrich über eine Sternwarte für Hobby-Astronomen, mit deren Ausstattung sich ein Himmel erobern läßt, der manches Mal dem Wintricher Großen Herrgott ganz nahe kommt...

Von der Mosel zum Mond

Sternwarte Wintrich

Der Blick auf Mondberge und Sonnenprotuberanzen ist auch von der Mosel aus möglich: die Volkssternwarte Wintrich bietet mit ihrem Spiegelteleskop (203mm) den Blick in andere Welten.

Wenn Wetter und Jahreszeit stimmen, sind längst nicht nur die Ringe des Saturn und die Trabanten des Jupiter zu sehen. Am Wintricher Feuerwehrhaus treffen sich mittwochs um 19.30 Uhr interessierte Besucher und Hobby-Astronomen; Termine auch über das Verkehrsbüro Wintrich, Tel. 06534 - 8628.

Passionsspiele in Wintrich an der Mosel

Passionsspiele Wintrich

Tradition, die Schlagzeilen macht?

Oberammergau läßt grüßen? Wohl nicht. Die Chronik der Wintricher Passionsspiele hat ihre eigene Geschichte. Denn schon 1902 wurden in Wintrich die ersten Passionsspiele in einfacher Form vom damaligen Pastor Wrede inszeniert. Es war eine Art Eigenleistung der Bürger, die dem Auffüllen der leeren Kassen für eine Renovierung der Pfarrkirche diente.

Das Spiel war erfolgreich - und aus dem einfachen Spiel des Jahres 1902 wurde im zweiten Spieljahr - 1927 - eine erheblich aufwendiger gestaltete Festlichkeit. Die Aufführungen fanden ein derart großes Interesse, dass man einen 5-Jahres-Zyklus für die Aufführungen beschloss. Und so wurde die "Wintricher Passion" in der Folge tatsächlich - bis auf das Kriegsjahr 1942 - durchgehend bis 1952 aufgeführt.

Der Name „Wintricher Passion“ war entstanden, weil ein Wintricher Bürger namens Georg Holl den Urtext der Passion, der vermutlich vor der Jahrhundertwende entstanden und ebenso wie sein Autor leider verschwunden war, überarbeitete und um die Passagen „Einzug“ und „Auferstehung“ ergänzte.

Und noch etwas läßt sich nicht mehr herausfinden, weil die entsprechenden Zeitzeugen fehlen: warum erfolgte nach 1952 keine Aufführung mehr? Als in den 80er Jahren durch die Wintricher Theaterspielgruppe die Idee der Aufführung belebt wurde, stellte man fest, dass es anscheinend auch keine Textfassungen von 1952 mehr gab. Zum Glück waren einige ehemalige Mitspieler in der Lage, ganze Textpassagen auswendig vorzutragen, so dass daraus eine Tonbandaufnahme zum Abschreiben erstellt wurde.

Die Geschichte wäre nicht komplett, würde man das eigentliche "Wunder" nicht erwähnen. Einige der 1952er Mitspieler fanden schließlich doch eine Textfassung, verglichen sie mit der inzwischen aufgezeichneten neuen Fassung und stellten absolute Gleichheit fest!

Nun begann der schwierigste, aber der schönste Teil der Arbeit. 1995 wurde ein neuer Verein gegründet, der vom ersten Tag an auf die tatkräftige Unterstützung von 95 Mitgliedern zählen konnte. Der Fund alter Kostüme und Kulissenbilder ließ die Begeisterung und das Interesse weiter wachsen - und schließlich gab es 1997 volle 13 ausverkaufte Aufführungen!

Der einzigartige Erfolg gab den Ansporn, die Passionsspiele im Jubiläumsjahr 2002 noch eindrucksvoller zu inszenieren und die Betrachter den konfliktreichen Leidensweg des Gottessohnes hautnah erleben zu lassen.

Nunmehr finden wieder alle 5 Jahre Passionsspiele statt. Die nächsten Aufführungen finden 2017 statt!