Karte Mosel, Saar und Ruwer

Altstadt LuxemburgEin Ausflug nach Luxemburg

Es ist Dienstag früh, halb neun, und ich freue mich. Heute lerne ich ein Stück Umgebung kennen, das ich eigentlich längst kennen sollte. Ich habe mich für eine Tagesreise nach Luxemburg angemeldet. Natürlich kennt jeder Luxemburg. Der eine hat seinen letzten Flug in die USA von hier aus gemacht, als die nationale isländische Flugesellschaft noch regelmäßig hier landete. Der andere hat nur günstig hier getankt oder Kaffee eingekauft. Nur die wenigsten aber haben Luxemburg erfahren, weil sie neugierig auf Luxemburg waren.

Ehrlich gesagt, ich bin es schon lange. Ich bewundere die Sprachfertigkeit der Luxemburger, die mit deutsch und französisch ohnehin zurechtkommen, neben ihrem eigenen „letzeburgerisch“ aber häufig auch noch englisch sprechen. Und wer erkennt, dass das alles nicht ganz akzentfrei geht, der soll sich doch selbst einmal als 3- oder 4-fach-Muttersprachler versuchen.

Heute geht es um nichts als um Luxemburg. Kurz vor 9 setzt sich der Bus in Bewegung; die Mischung aus Moselanern und Moselbesuchern sorgt dafür, dass sich Erfahrene und weniger Erfahrene ständig austauschen. Wir fahren über Schweich und Ehrang, wo wir die Mosel gegen die romantische Kyll eintauschen. Bis zur Burg Ramstein teilt unsere Bundesstraße das Tal mit der Bahnlinie, dann kommt für wenige Kilometer, bis Kordel, noch eine Landstraße hinzu. Bockkasematten

Ab Kordel folgen wir dem Welschbilliger Bach, der uns zunächst mehrere Mühlen, zuletzt gar ein Wasserschloss bietet. Über Kloster Helenenberg geht es weiter Richtung Echternach, jenen Ort, der weniger als Grenzort zwischen Deutschland und Luxemburg bekannt geworden ist, sondern dessen Springprozession gelegentlich Schimpfwort für orientierungslose Politiker geworden ist. Die schöne Altstadt mit ihrem historischen Rathaus und der Willibrord-Basilika sind Anlass genug für eine längere Fahrtunterbrechung, bevor es in die wunderschöne Wanderlandschaft der„ Luxemburgischen Schweiz“ geht. Ihr folgt die sogenannte Berdorfer Schweiz mit beeindruckenden Felspartien, die ihrerseits wieder stark an die Sächsische Schweiz erinnern. Durch das Mullerthal, vorbei am alten Sender Radio Luxemburg, erreichen wir schlie ßlich die Hauptstadt.

Corniche

Luxemburg ist eine Stadt von außerordentlichem Charme. Die erfrischende Mischung, die sich aus seiner Bedeutung als Finanzplatz, als politischer Mittelpunkt, als landschaftliche Schönheit, als multikulturelles Zentrum, als Einkaufsstadt mit der Ausstrahlung einer herzlichen Kleinstadt ergibt, läßt sofort den Gedanken aufkommen: hier könnte ich leben, egal, ob als Land- oder Stadtmensch.

Die Stadtrundfahrt bringt einiges von dem näher, was man zu wissen glaubt oder von dem man noch gar nichts wusste. Man muss das Bunte auf sich wirken lassen: eine riesige Festungsanlage, 270 Banken, das Grab des Hauptmann von Köpenick. Sehenswürdigkeiten und Anschauenswertes lassen die Zeit für Mittagessen und Besichtigung auf eigene Faust als viel zu kurz erscheinen. Ohne ein paar Einkäufe geht es schließlich auch nicht...

Wenzelmauer

Wir werden vertröstet; für den Einkauf möge man sich die Rückfahrt reservieren. Und so fahren wir kurz nach vier Uhr wieder ab, passieren den Flughafen Findel, von dem aus die Süd-Westdeutschen wegen seiner Übersichtlichkeit so gerne fliegen. Und kommt schließlich nach Wasserbillig, wo nicht nur der Ortsname zutrifft. Hier schlägt, verstärkt durch die direkte Grenzlage zu Deutschland, der Kommerz so richtig zu; die Preise lösen starken Kaufreiz, ja -rausch aus. Kurz vor 19 Uhr sind wir wieder in Bernkastel.

Und haben doch nur eine erste Spur einer Ahnung, was unser kleiner Nachbar so alles bietet. Probieren Sie es aus!