Riesling-Weinernte in Wehlen, Mosel
Weinverkostung

Dem Mosel-Riesling auf der Spur

Wo Wein das Leben erweckt

Das Leben an unseren Flüssen ist von einem milden, ausgeglichenen Klima geprägt. Im Moseltal ist es deutlich wärmer, als in den umgebenden Eifel- und Hunsrückhöhen. Kleine Weindörfer schmiegen sich eng an die steilen Schieferhänge und nutzen den spärlichen Raum, der ihnen zwischen Flusslauf und Rebstöcken in den Talmulden verbleibt. Weinranken und üppige Oleanderbüsche, die die Giebelhäuser und engen Gassen schmücken, machen die Mosellandschaft zum Süden im Norden. Oberhalb der verschachtelten Dörfer auf den Moselbergrücken ragen mittelalterliche Burgen, oft liebevoll restauriert, aus den Weinbergen empor. Sie sind Zeugen unserer langen Tradition. Verspielte Fachwerkbauten und uralte Weinkeller vermitteln an Mosel, Saar und Ruwer allenthalben ein Gefühl für die Trinkfreude nicht nur in alter Zeit. Die älteren Moselhäuser sind vielfach ganz aus Schiefer gebaut, und mit dessen glänzendem Graublau sind heute noch die meisten Dächer gedeckt - denn was liegt schließlich näher, als die Häuser mit dem zu schmücken, was seit Jahrhunderten zu unseren größten Schätzen zählt?

Drei Flüsse Mosel, Saar und Ruwer und tausend Geschichten

Jeder Fleck, der unseren Trauben ein ideales Klima bietet, wird für den Weinbau genutzt. Und wen wundert es da, wenn so mancher Rebhang, als Teil des Lebens unserer Winzer, bis vor die Haustüre reicht. Wer aber hier als erster Reben pflanzte und somit unser Weinbaugebiet erschloss, ist bis heute ungeklärt. Doch eines ist sicher: Die Römer erkannten schon vor rund zweitausend Jahren die idealen Möglichkeiten unserer Schiefersteillagen und gründeten eine bis dahin unbekannte Weinbaukultur. Ausonius, Prinzenerzieher am römischen Kaiserhof zu Trier, beschrieb schon 371 n. Chr. in seiner berühmten Dichtung „Mosella“ die Schönheit unserer Landschaft und natürlich unseren Wein. Lobgesänge und Trinkballaden sind seither viele auf die Mosel geschrieben worden. Und daneben zog das fortschrittliche Denken gerade auch im Mittelalter viele Gelehrte und Philosophen in unsere Region. Nikolaus Cusanus, Mitbegründer der neuzeitlichen Philosophie, lebte hier in Bernkastel-Kues, wo noch heute sein Geburtshaus zu besichtigen ist. Revolutionärer Geist ging später von Karl Marx aus, der in Trier, Deutschlands ältester Stadt, geboren wurde. Und natürlich Stefan Andres, Moselaner, Rieslingfan und Schriftsteller, der in zahlreichen literarischen Werken immer wieder von unserer Weinregion schwärmte.

Weinkultur erleben

Spuren haben sie alle hinterlassen, besonders natürlich die Römer. Nördlich der Alpen sind ihre Bauwerke in solcher Vollkommenheit nur bei uns zu finden. Ihre Zeugnisse beeindrucken fast überall: allen voran die Porta Nigra in Trier, als Wahrzeichen unserer Weinbauregion. Von römischer Weinkultur erzählen das Weinschiff zu Neumagen-Dhron oder auch alte Kelteranlagen, wie z.B. die in Piesport, Erden oder Maring-Noviand. Römische Bauten mischen sich mit barocken Palästen. Auf keltischen Grundmauern stehen heute noch mittelalterliche Burgen. Details überraschen in jeder Ecke: Wegkreuze in den Weinbergen, daneben alte Mauerreste, die vielleicht noch von den Römern sind. Doch nicht alle Kultur ist bei uns von gestern: In zahlreichen Moselorten finden heute Kulturtage und Festspiele statt - wie z.B. die Moselfestwochen. Daneben warten viele Weingüter mit eigenen Kulturveranstaltungen auf, wie etwa die Reihe „Jugend musiziert“.

Wo Klima und Boden ihr Bestes geben.

Unsere Winzer gehen mit Ehrgeiz und Idealismus ihrem Beruf nach. Nicht zuletzt die Steillagen mit ihren Terrassen und den oft kleinen Parzellen, die seit Jahrhunderten in mühevoller Handarbeit bewirtschaftet werden, verlangen es ihnen ab.

Eine Faustregel besagt, dass der Winzer jeden einzelnen Weinstock im „Wingert“ siebenmal im Jahr sehen muss.

Im Frühjahr werden so z.B. die Reben in der traditionellen Herzform gebunden. Die Pflege ist aufwendig und gelesen wird nach langer Reifezeit erst im Spätherbst (der rare Eiswein sogar erst bei Frost).
Denn jetzt haben die Trauben ihre wertvollen Inhaltsstoffe angereichert. Unsere Winzer kennen die Vorteile der oft unwegsamen Steillagen - es sind die steilsten der Welt! Das Klima ist besonders mild, die Sonneneinstrahlung intensiv. Die dunklen, lockeren Schieferböden speichern die Sonnenwärme bei Tag und geben sie bei Nacht an die Reben ab. Die Schieferformationen, von sprödem Grauwacken - bis zu weichem Tonschiefer, liefern der Traube die wichtigen Mineralstoffe und prägen den späteren typischen Geschmack der Weine.

Auf der Sonnenseite

Die Rieslingrebe ist die Hauptsorte unseres Anbaugebietes. Sie wird auch „Königin der Reben“ genannt und ist Deutschlands edelste Weißweinsorte überhaupt. Und nirgendwo sonst erreichen Rieslingweine solch eine verspielte Leichtigkeit wie bei uns an Mosel, Saar und Ruwer. Der Ruhm unseres Riesling liegt in seiner lebendig-frischen Art, dem feinen Aroma und seinen mineralischen Geschmackskomponenten. Dieses Zusammenspiel führt zu seiner Bekömmlichkeit und dem finessenreichen Charakter. Es garantiert die lange Haltbarkeit und sorgt dafür, dass bei zunehmender Reife aus Spitzenweinen Raritäten werden. Der Müller-Thurgau, in seiner trockenen Version bei uns oft Rivaner genannt, zeichnet sich durch eine frühe Reife aus. Als echter Schoppenwein sollte er möglichst frisch getrunken werden. Die älteste Rebsorte unseres Anbaugebietes ist jedoch zweifellos der Elbling. Die Römer brachten ihn aus Gallien mit an die Mosel. Der Elbling wird heute fast ausschließlich an der oberen Mosel angebaut. Denn hier auf, Muschelkalk, findet er die besten Voraussetzungen für seine unkomplizierte Frische.

Landleben inmitten von Wein und Reben

Ob nun entlang der Römischen Weinstraße, bei einer Burgentour oder einfach auf den Spuren unseres Riesling, entdecken kann bei uns jeder das Seine... . Vom Ufer der Mosel aus wirken die Rebhänge idyllisch, die alten Weingüter und Burgen mittendrin romantisch. Doch schon bei einer Wanderung durch die Steillagen, deren Steigung zum Teil alpin anmutet, bekommen Besucher eine Ahnung von der M ühe, die der Weinbau hier macht.

„ Monorack“ heißt da die Lösung für viele Winzer. Besonders an der unteren Mosel transportieren diese Schienenbahnen, Gerätschaft und Menschen. Hier, auf zerklüftetem und hartem Grauwackenschiefer, gedeihen besonders blumige, elegante Weine mit einer feinen Fruchtsäure. Auf geöffnete Weinkeller stoßen Weinliebhaber überall in unseren circa 130 Weinorten. In den Straußwirtschaften und Gutsweinschänken bieten unsere Winzer zu ihren eigenen Weinen Moselländisches an, vom Kartoffelgericht „Scholes“ bis zum „Moselaal in Rieslingsauce“. Noch mehr Weine, Kulinarisches und viel Musik gibt’s dann natürlich auf unseren Weinfesten, allen voran die Straßenweinfeste und Weinhöfefeste. Sie finden gerade in den Sommermonaten bis tief in die Nacht in den Dorfstraßen oder auf den Höfen und in den Kellern unserer Winzer statt....

Überall verstehen es die Moselaner zu feiern, nicht nur in den Weinmetropolen wie Cochem, Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach, deren buntes Treiben jährlich Tausende von Besuchern anzieht. Hauptsaison ist bei uns die Lesezeit - der Herbst. Dann duftet es in den Weinstuben verführerisch nach frischem Federweißen und Zwiebelkuchen. Beschaulicher dann der Winter. Weininteressierte finden nun die richtige Muße, unsere Weine direkt beim Winzer zu probieren. Der neue Jahrgang wird aber meist erst im Frühsommer zur Verkostung präsentiert - der Riesling braucht schließlich seine lange Reifezeit. Hier zeigt es sich dann auch, ob sich die Mühen gelohnt haben. Ob nun in stillen Gassen oder auf lebhaften Festen: Mosel, Saar und Ruwer - ein Erlebnis von Landleben, wie es nur noch selten zu finden ist.

Riesling-Dynastien und junge Talente

Klangvoll und meist keltischen oder römischen Ursprungs sind die Namen unserer Schiefersteillagen. Rieslingweine von Weltruf werden hier gelesen - und das schon seit ewigen Zeiten. Die langen Pfahlwurzeln der alten Rebstöcke dringen tief in den Schiefer vor und versorgen die Reben mit den notwendigen Mineralien. An der Mittelmosel ist es überwiegend Devonschiefer, der die besonders filigrane, feinfruchtige Art dieser Rieslingweine bestimmt. Tradition prägt auch den Weinbau im kleinen Ruwertal, das verborgen in der Nähe von Trier liegt. Die Weine aus ihren Spitzenlagen haben einen großen Ruf. Auf den leichten Schieferverwitterungsböden gedeihen zarte Rieslingweine mit hochfeinem Bukett. Einen etwas anderen Charakter weist der Saar-Riesling auf. Als besondere Spezialität bezeichnen Weinkenner die Weine der Saar, denn tatsächlich brilliert der Saar-Riesling in großen Jahren durch seine Eleganz und Rasse.

Sonnenuhr und Himmelreich

In ganz besonderen Jahrgängen entstehen in kleinen Mengen Beeren- und Trockenbeerenauslesen. Sie gehören zu den besten Weißweinen der Welt und stoßen auf große internationale Resonanz, was zum berühmten „Aha-Erlebnis“ auf Präsentationen und zu Höchstpreisen bei Auktionen führt. Unsere traditionsreichen Weingüter sind oft schon seit dem frühen Mittelalter bekannt, und allein ihre prächtigen Gutsgebäude lohnen einen Besuch. Sie pflegen die Kunst des Weinbaus in besonderem Maße und immer mehr junge Winzer rücken zu ihnen auf. Kompromisslose Qualität ist ihr gemeinsames Credo. Nur was den Geschmack angeht, da wettstreitet man gern. Qualitätsinitiativen wie Deutsches Eck, Mosel 2000, der Verein Römische Weinstraße, der Ruwer-Riesling e.V. oder auch die Freunde des Saarweines, um nur fünf zu nennen, widmen sich mit viel Enthusiasmus und kreativem Schwung unserem Spitzenprodukt - dem Wein.

Schoppen stechen und Korken knallen

Wein ist mehr als nur ein Getränk, er ist auch ein lebendiges Kulturgut. Als Beispiel mag unser Elbling gelten, den die Römer schon vor zweitausend Jahren an die Mosel brachten und der als Klassiker der Obermosel heute seine Renaissance erlebt.

Frischer Elbling

„ Uva Alba“ nannten sie die Römer - unsere Elblingrebe, die auf den tiefgründigen Muschelkalkböden der Obermosel ideale Bedingungen findet. Die Mosel verbindet uns hier mit unseren Nachbarländern Frankreich und Luxemburg, und der Elbling erfreut sich internationaler Beliebtheit. Er ist ein frischer Zechwein, den unsere Winzer konsequent trocken ausbauen. Im Mittelalter, zu den Zeiten der Zehnthöfe, war der Elbling schon in Mode.

Nach einem Dornröschenschlaf erlebt er heute seine Renaissance. Zu verdanken hat er das hauptsächlich seinen engagierten Winzern, die seine Qualitäten auch erfolgreich zu vermarkten wissen: als erfrischenden Sommer- und Schoppenwein, der auch ein hervorragender Sektgrundwein ist.

Sekt von Mosel, Saar und Ruwer ist in den letzten Jahren zu einer festen Größe geworden. Und das kommt nicht von ungefähr. Unsere feinfruchtigen und spritzigen Riesling- und Elblingweine haben alle Vorzüge zur Sektherstellung. Denn eines ist klar: Ein Sekt ist schließlich immer nur so gut, wie der Wein, aus dem er hervorgeht. Mit handwerklichem Geschick kreieren unsere Winzer ihren Sekt. Die Besten von ihnen werden im traditionellen Flaschengärverfahren hergestellt.

Der Sekt bleibt hierbei während der gesamten Versektung in ein und derselben Flasche und wird über Wochen von Hand „gerüttelt“. Mit unseren Winzersekten lassen sich Akzente setzen, nicht zuletzt da jede Flasche ihren eigenen Charakter besitzt und für sich ein hochwertiges Unikat darstellt. Ob zum Sektfrühstück oder zu einem feierlichen Empfang, der feinfruchtige Geschmack und die spritzig-frische Art unserer Sekte von Mosel, Saar und Ruwer bereiten außergewöhnliche Trinkerlebnisse.

Der Trend, der in unseren Steillagen beginnt, setzt sich im Keller fort:
Klassischer, qualitätsorientierter Ausbau ist gefragt, besonders beim Riesling. Viele Winzer haben ihren unverwechselbaren Stil, fernab von eintönigen Massenprodukten, gefunden. Der Begriff Individualität ist so in den letzten Jahren zu einem Markenzeichen unserer Region und ihrer Weine geworden.