Karte Mosel, Saar und Ruwer

Eine Fahrradtour von Trier nach Koblenz

Längst ist die Mosel zum Radlerparadies geworden. Das Radeln entlang der Mosel hat, wie bei anderen Flusstälern auch, einen Hauptvorteil: die Steigungs-Anforderungen halten sich in Grenzen; oftmals sind Brücken die höchsten Berge, die man zu überqueren hat. Außerdem vermittelt die Route entlang des Flusses in der Regel ein wenig frische Luft sowie das durch keine optische Täuschung getrübte Gefühl, wirklich vorwärts zu kommen.

Wer diese Radtour als Teil einer Urlaubsreise ansieht, der sollte die Etappen nicht zu groß wählen. Der Kern der Strecke zwischen Trier und Koblenz ist mit jenem Abschnitt identisch, den viele Radler einschließlich des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und des Bundesverteidigungsministers Rudolf Scharping kennen und der sich von Cochem nach Schweich erstreckt. Regelmäßig ist einer von den beiden dabei, wenn es im späten Frühjahr heißt: die Mosel macht sich einen Tag lang frei von Autos und Abgasen und läßt nur die Radler und Roller entlang des Ufers fahren.

"Happy Mosel" - unter diesem lustigen Motto wird jährlich am Sonntag nach Pfingsten ein Tag wie kein anderer gefeiert - der autofreie Erlebnistag im Moselland. Zwischen den Moselstädten Schweich und Cochem wird rechts und links der Mosel statt gefahren geradelt, gewandert und gefeiert.

An "Happy Mosel" wird aber nicht nur Radfahren groß geschrieben, sondern auch für unterhaltsame Pausen gesorgt. In 50 Moselorten und -städten sorgt ein abwechslungsreiches Programm aus Live-Musik, Informations- und Sport-veranstaltungen für Kurzweil.

" Happy Mosel" ist auch ein Familientag mit spielerischen Aktionen für Groß und Klein. In vielen Orten bieten heimische Sportvereine sportliche Schnupperan-geboten an. Zahlreiche Springburgen, Fahrrad- Geschicklichkeitsspiele, Ka-russelle, Clowns und Puppenspieler sorgen für gute Laune bei den kleinen Radlern. Für die großen Radfans kredenzen heimische Gastronomie- betriebe und urige Winzerlokale eine Fülle an moseltypischen Weinen und kulinarischen Spezialitäten der Region. Übersichtskarte

Für unsere Tour haben wir uns als Zwischenstationen Erden/Lösnich und Cochem ausersehen. Bleiben also drei Tagesetappen von jeweils zwischen 60 und 70 Kilometern. Gewählt haben wir diese Etappen, weil sie die Entfernung tatsächlich in drei annähernd gleiche Teile aufteilt, zum anderen aber auch, weil damit typische Moselorte berührt werden. Erden und Lösnich sind idyllische kleine Orte, in denen die Romantik zu Hause ist - und zwar so, wie Moselbesucher es sich vorstellen. Cochem ist zunächst das Gegenteil, hat städtischen Charakter, ein umfangreiches touristisches Angebot. Dennoch wird es abends wieder ruhig, heimisch und fröhlich. Und so hat auch Cochem von beidem etwas. Beide Etappenziele können darüber hinaus durchaus zu Unterbrechungen genutzt werden, in dem man sich von hieraus in der näheren Umgebung umsieht.

Auch wir haben das getan. Gestartet sind wir mit unserer Tour an einem Mittwoch im April an der Porta Nigra in Trier. Über die Nordallee und die Lindenstraße ging es zur Kaiser-Wilhelm-Brücke, um das linke Moselufer zu erreichen. Ab sofort fuhren wir neben dem Fluss her und haben seine Ufer nicht mehr verlassen bis in den Trierer Ortsteil Pfalzel. Beim Umfahren des Trierer Hafens kamen wir über Ehrang nach Quint; hier ging es zurück an den Fluss in Richtung Schweich. Wieder ein Seitenwechsel (Ri. Longuich); endlich sind wir aus dem städtischen Umfeld heraus.

Wir haben unsere Fahrt nicht ausdrücklich und ausschließlich unter kulturelle oder historische Gesichtspunkte gestellt; dennoch sei der Hinweis erlaubt, dass man sich getrost die Reste der römischen Villa in Schweich und auch die berühmte Villa Urbana in Longuich ansehen sollte. Beides liegt nicht ganz an der Radler-Route, aber anschauenswert sind diese Hinterlassenschaften unserer römischen Vorfahren allemal. Auch Mehring hat seine römische „Villa Rustica“, und zwar auf unserer rechten Moselseite. Hier bleiben wir; auf dem Weg nach Detzem erlauben wir uns einen kleinen Aufstieg zum Aussichtsturm „Fünfseenblick“; wer allerdings die Seen sucht, erfährt, dass er einer optischen Täuschung aufgesessen ist: in Wirklichkeit sehen von oben fünf Moselschleifen nur wie Seen aus. Pölich fliegt auf der gegenüberliegenden Seite an uns vorbei, während wir weiter gen Detzem radeln, vorbei am 10. Meilenstein, dem Detzem („decem lapidem“) seinen Namen verdankt, und vorbei an der 9. Staustufe der Mosel mit der größten Hubhöhe. Inzwischen haben wir Schleich passiert und treffen die Entscheidung, am rechten Ufer zu bleiben. Hier herrscht „ansiedlungslose“ Ruhe ohne Landstraßenlärm.

Wir entfernen uns ein wenig vom Flussufer, umfahren Thörnisch und stoßen erst kurz vor Köwerich wieder Richtung Mosel vor - direkt gegenüber dem Ortsende von Klüsserath. Ü ber Leiwen erreichen wir Neumagen-Dhron; hier erst können wir wieder die Mosel überqueren. Und da wir konsequent der weniger befahrenen Seite folgen wollen, zieht es uns von hier aus weiter bis Piesport, wo uns eine weitere römische Kelteranlage einen interessierten Zwischenstopp abnötigt.

Hier und gegenüber Minheim wechseln wir zwei weitere Male die Moselseite. Ab sofort können wir uns nicht immer dem Autoverkehr entziehen; wir verbleiben dennoch auf der linken Moselseite, vorbei an Kesten bis nach Lieser. Inzwischen haben wir die Brauneberger Weinberge mit ihrer hervorragenden Juffer passiert, haben auch einen Blick in die Brauneberger Kelteranlage aus römischer Zeit geworfen (warum hat sie eigentlich kein rotes Dach wie die übrigen römischen Denkmäler?) und nähern uns mit großer Übersetzung dem Mittelpunkt des touristischen Moseltals, der Stadt Bernkastel-Kues. Auf der Kueser Seite durchqueren wir die Stadt und verbleiben so lange wie möglich direkt am Moselufer. Unsere wichtigste Erfahrung für heute: viele Dinge sieht man von der anderen Seite einfach besser - zumindest im Zusammenhang.

Über Wehlen und Ürzig, vorbei an den beiden römischen Kelteranlagen von Erden (warum haben sie eigentlich kein rotes Dach wie die übrigen römischen Denkmäler?), erreichen wir die Moselbrücke, hinter der für heute Endstation sein soll, weil sie genau zwischen Erden und Lösnich endet. In Erden besuchen wir das Verkehsbüro, weil wir wissen, dass dort ein besonders aktiver Radsportclub tätig ist. Herbert Weber, der Vorsitzende, enttäuscht uns nicht und entlässt uns mit Vorschlägen für die Unterkunft und für kleine Ausflüge an unserem Ruhetag.

Und so machen wir am Donnerstag eine kleine Rundtour mit großen Steigungen - über Zeltingen-Rachtig, Graach, hinauf in den Hunsrück, Longkamp, Kautenbach, Traben-Trarbach und zurück nach Erden und Lösnich in unsere Hotels.

Der Freitag beginnt mit einem besonders schönen autofreien Stück Moseltal zwischen Kindel und Wolf. Und wieder geht es auf die andere Seite, wo wir das Moselufer quer durch Traben und über Kövenig bis nach Reil nicht mehr verlassen. Die ursprünglich geplante Fährfahrt von Kövenig nach Enkirch musste wegen Reparaturarbeiten an der Fähre entfallen. Reil ist für lange Zeit unser letzter Seitenwechsel, genauer gesagt bis nach Neef, wo wir uns einen Besuch des Ofen- und Puppenmuseum erlaubt haben.

Ab hier wird der Untergrund auf der unbewohnten rechten Moselseite zu schlecht, so dass ein erneuter Seitenwechsel nötig wird. Zwischen Bremm und Eller passieren wir den Calmont, jenen berühmten Berg mit den steilsten Weinlagen der Welt. Auf dem Stück vor Cochem macht die Mosel noch ein paar gewaltige Kurven, aber davon können wir uns am Ruhetag erholen.

Rast Happy Mosel

Doch am nächsten Tag entschließen wir uns überraschend, uns doch noch einer höhenmäßigen Herausforderung zu stellen. Statt eines Ruhetages fahren wir moselaufwärts zurück, über Valwig nach Bruttig-Fankel. Dort ersteigen wir die Bergstraße Richtung Treis-Karden mit einer tollen Abfahrt am Nachmittag. Erst hier erholen wir uns; ab sofort können wir ohne Einschränkungen beide Moselseiten bis nach Koblenz benutzen. Beide Straßen sind nun Bundesstraßen, links die B 416, rechts die B49.

Wir entschließen uns trotz des starken Verkehrs zunächst für die B 49 über Burgen und Brodenbach bis kurz vor Alken. Hier wechseln wir die Seite und fahren über Kattenes bis Lehmen; ab sofort haben wir auch wieder eine Alternative zur Bundesstraße: Ortsstraßen und Wirtschaftswege ermöglichen es, in Ruhe und getrennt von der Bundesstraße weiterzuradeln.

Gondorf, Kobern und Winningen heißen unsere nächsten Orte, die wir nicht immer direkt am Moselufer erreichen können. In Güls führen wir unsere Räder an der Hand über die Mosel, auf einem Fußweg am Bahndamm nach Moselweis. Nun folgen wieder einige Kilometer direkt am Moselufer, die wir gerne nutzen.

An der Staustufe Koblenz verlassen wir zum letzten Mal die vorgeschlagene Route, um vom Moselufer aus einen Blick auf die kommenden drei Brücken zu werfen, zweimal Straße und einmal Bahn führen hin- und herrüber. Nachdem wir dieses „Hindernis“ über- bzw. unterwunden haben, sind es nur noch wenige Meter bis zu unserem Ziel, dem Deutschen Eck in Koblenz.

Zum Abschluss unserer 5-tägigen Tour suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen und lassen unsere Blicke schweifen - über den Zusammenfluss von Mosel und Rhein, über die Feste Ehrenbreitstein, über das Reiterstandbild des Kaiser Wilhelm, über das kurfürstliche Schloss und die vielen anderen Dinge, die wir nicht besichtigt haben. Und gar nicht besichtigen wollten.

Denn schließlich sollte es eine Rad-Tour und keine Kult-Tour werden. Und niemand wird uns böse sein, dass wir uns am Abend mit einem Bier und nicht mit Moselwein erfrischt haben...