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Idar-Oberstein-

Deutsche Edelsteinstrasse

Weit und breit einzigartig - so darf man getrost die Edelsteinstraße nahe Idar-Oberstein nennen, die in einer großen und einer kleinen Rundfahrt-Route Historie und Handwerk der Edelsteinschleiferei dem Interessierten und dem Neugierigen näherbringt. Sie ist eines jener Ausflugsziele, das auch Moselbesucher in seinen Bann zieht - auch, wenn der Mittelpunkt der Glitzerwelt eher in Südafrika, Amsterdam oder gar Hollywood liegt.

Doch während das eine fern und unerreichbar ist oder scheint, ist die Edelsteinstraße nah und greifbar. Sie animiert immer wieder Touristen und auch Moselgäste zur Erkundung. Hier, teilweise nur wenige Kilometer von Bernkastel-Kues entfernt, kann man handgreiflich nachempfinden, was Edelsteine sind, wie geschliffen wird, welche Berufe es rund um das steinharte, glasartige Glitzermaterial und seine farbintensiven Begleiter einst gegeben hat.

Es war die handwerkliche Schmuckerzeugung und das Schleifen von Edelsteinen, wodurch jene Ecke des geheimnisumwobenen Hunsrück einst Weltgeltung erlangte. Kunstfertigkeit und Präzision kennzeichnen eine Arbeitsleistung, die von Juwelieren rund um den Globus hoch angesehen und geschätzt wird. Die Edelsteinstraße selbst, als deren Synonym Idar-Oberstein gilt, berührt insgesamt nahezu 30 Ortschaften.

Beginnen wir im Zentrum. In Oberstein reichen die Felsen bis an den Nahefluss, den man nicht sehen, aber ahnen kann. Hier wurde eine Wasserader durch eine Verkehrsader überbaut, durchaus ungewöhnlich in dieser Dimension. Der Stadtteil Idar schließt sich im Seitental des Idarbaches an. Die Eingemeindung einer ganzen Reihe weiterer Ortschaften hat Idar-Oberstein zu einem Zentrum, auch als Einkaufsstadt, gemacht.

Zurück zu den Edelsteinen. Der Besucher muss wissen, dass sich die Edelsteinstraße dazu anbietet, den historischen Werdegang der Region nachzuempfinden. Das bedeutet, dass die historische Nachbetrachtung einerseits jene Zeiten umfasst, in denen der Edelsteinabbau, das Schürfen im Mittelpunkt stand. In der Folge, als Fundstellen immer unergiebiger wurden, gab es einen Wandel zur Verarbeitung weltweit gefundener Edelsteine - und hier war die Hunsrückregion ganz sicherlich eines der weltweit wichtigsten Verarbeitungszentren.

Im deutschen Edelsteinmuseum sind alle weltweit vorkommenden Edelsteine in über 9000 Exponaten zu bewundern; und das keineswegs nur als rohe Schmucksteine, sondern auch in der geschliffenen Version, bis hin zu ausgearbeiteten Skulpturen und Gravuren.

Das deutsche Edelsteinmuseum ist nicht zu verwechseln mit dem Museum Idar-Oberstein. Hier, am alten Obersteiner Marktplatz, befindet sich eine der bedeutendsten Mineraliensammlungen in Deutschland. Den wunderschönen Kristallsaal mit den größten Übersee-Mineralien, die je nach Europa exportiert wurden, und das faszinierende Fluoreszenzkabinett, in dem man verblüffende Farbeffekte unter Schwarzlicht beobachten kann, sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen.

Die original aufgebaute Achatschleiferei („die Schleife“) mit Wasserrad und eine authentische Goldschmiedewerkstatt bieten hochinteressante Einblicke in die regionalen Arbeitsweisen vergangener Jahrhunderte. Wo sonst hat man schon einmal die Möglichkeit, Edelsteinschleifern bei ihrer „steinreichen“ Arbeit über die Schulter zu schauen. Die historische Weiherschleife ist die letzte von einst 183 wasserradangetriebenen Achatschleifmühlen am Idarbach. Die Arbeitsgänge Sägen, Schmirgeln, Schleifen und Polieren werden dort noch, wie zu Urgroßvaters Zeiten, anschaulich demonstriert.

Die Schleifräder, an denen die Meister ihres Fachs die Kunst der Achatschleiferei demonstrieren, sind aus Sandstein. Spätestens, wenn die Schleifer auf ihren Schleifkippstühlen liegend, dem Achat den letzten Schliff verleihen, wird dem Besucher klar, welch hartes Tagwerk die „Schleffer“ einst zu bewerkstelligen hatten.

Ebenso berühmt, weil in nahezu allen Besichtigungsprogrammen enthalten, sind die Edelsteinminen des Steinkaulenbergs. Dort kann man Edelsteine selber schürfen - und sie werden am Ende sogar Eigentum des Finders. Mit einem schweren Fäustel, mit Flach- und Spitzmeissel bewaffnet und mit wetterfester Kleidung, festem Schuhwerk sowie Schutzhandschuhen darf man im Steinkaulenberg auf Schatzsuche gehen. Dieses Besucherbergwerk, das einzige Edelsteinbergwerk in Europa, das für Besucher freigegeben ist, lässt seine Besucher von der Leine und erlaubt ihnen das selbständige Schürfen nach Edelsteinen und nach Herzenslust.

Helm und Schutzbrille werden gestellt, wenn man mit der Schubkarre in den Schürfstollen einfährt. Der Abraum, den der Schürfmeister vorher dem basaltähnlichen, vulkanischen Muttergestein entlockt hat, wird über Rutschen und Rampen in den Außenbereich des Stollens transportiert. Dort befindet sich das sogenannte Schürffeld. Hier stehen große, hölzerne Klopftische, an denen der Abraum aufgeschlagen werden kann. So werden dem Muttergestein die geheimnisvollen Sch ätze entlockt.

Wem weder das Zuschauen noch das Mitmachen reicht, der kann tiefer in die Materie einsteigen. Mehrtägige, sogar mehrwöchentliche, edelsteinkundliche Seminare werden angeboten, in denen nicht nur das Verständnis für die historische Arbeit der Region vermittelt wird, sondern die bereits einen echten Einstieg in das handwerkliche Können der Fachleute liefern. Und wer sich dann über die kleine oder die große Edelsteinrundfahrt kundig macht, wird begreifen, warum diese Region einmal der Mittelpunkt der Edelsteinwelt war; und er wird sich nicht wundern, dass es mitten in den Edelstein-Rohwarezentren von Brasilien nicht nur Hunsrücker Spießbraten gibt, sondern auch vertraute Hunsrücker Dialekttöne, die ansonsten kein Brasilianer versteht.

Info:
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