Bruttig-Fankel

sehenswert das Schunksche Haus und Brunnenstraße

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Ortsteil Bruttig von der Ortschaft Bruttig-Fankel

Beide Ortsteile Bruttig und Fankel haben in den vergangenen Jahren viele Auszeichnungen im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" errungen. Eine bauliche Besonderheit in Bruttig ist der Bahndamm, auf dem eine Weinbergsanlage stets gute Weinqualität liefert und das Schunkche Haus von 1659 am Moselufer.

Die Brunnenstraße in Fankel zählt zu den ältesten Straßen mit geschlossener Fachwerkbebauung an der Mosel.

Aktuell Rheinzeitung rz-online: Neue Schleuse macht Mosel flott

Bruttig-Fankel Für rund 45 Millionen Euro entsteht im Auftrag des Bundes eine zweite Schleusenkammer bei Bruttig-Fankel im Kreis Cochem-Zell an der Mosel. Es ist derzeit die eindrucksvollste Baustelle in Rheinland-Pfalz.

Ab 2010 sollen die Schleusungen hier flotter gehen. Um die Baugrube vor den enormen Druckkräften wasser- und landseits zu schützen, wurden 37 'Rohrteilen' eingebracht. Eine meterhohe Wand kann die Grube vor einem Jahrhunderthochwasser schützen.

300.000 Kubikmeter Erdreich sind zu bewegen, davon 80 000 Kubikmeter Fels. 60 000 Kubikmeter Beton, 6000 Tonnen Stahl, 5000 Quadratmeter Spundwand wurden und werden verbaut: Wenn vom Neubau der zweiten Schleusenkammer vor Bruttig-Fankel an der Mosel die Rede ist, dann in Superlativen. Allein ein Flügel des künftigen Untertores wiegt 40 Tonnen. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt.

Im idyllischen Moseltal ist derzeit eine der größten und eindrucksvollsten Baustellen im Land zu bestaunen. 45 Millionen Euro Bundesmittel fließen in die Erweiterung der Schleusenkapazität. Eine Arbeitsgemeinschaft aus dem Wassertiefbau-Spezialunternehmen Bunte aus Papenburg und die heimische Firma Schnorpfeil aus Treis-Karden fraß sich seit März 2006 tief ins Moselbett, um mit der zweiten Kammer die Leistungsfähigkeit der Moselschleuse zu erhöhen. Im März 2006 war der erste "Rammschlag" - der Begriff "Spatenstich" wäre hier maßlos untertrieben -, und monströse Bohrer und Vibrationsrammen begannen, in die Tiefe vorzustoßen. Der damalige Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) hatte erleichtert auf den Startknopf der Ramme gedrückt, nachdem das gesamte Projekt kurz vor Baubeginn noch zu scheitern drohte, weil es wegen klammer Kasse auf der Prioritätenliste des Bundesverkehrswegeplans nach hinten rücken sollte.

2010 soll das Bauwerk mit einer Nutzlänge von 210 Metern zum ersten Mal geflutet, der Probebetrieb aufgenommen werden - wenn alles nach Plan läuft. Inzwischen sind die Aushubarbeiten abgeschlossen, seit Mai laufen die Betonarbeiten. Die Sole der Schleusenkammer wird betoniert, teils auch nachts. Hierfür werden 19 Solbetonblöcke gelegt, je 23 Meter breit, 2 Meter hoch, 15 Meter lang. Ein Block benötigt 700 Kubikmeter Beton. Auch hier Superlative: Die Betonmischanlage auf der Baustelle kann 70 Kubikmeter Beton pro Stunde liefern. "Wir liegen bestens im Zeitplan, zum Glück hatten wir keine Hochwasser", sagt Gregor Finke, Ingenieur der Bauaufsicht des Wasser- und Schifffahrtsamts in Trier. Die Verschlüsse, Tore und Antriebe sollen ab Januar gefertigt und bis August 2009 montiert werden. Dann folgen Elektrotechnik bis hin zu einem neuen Betriebsgebäude.

Das bisherige, mit der Schiffbarmachung der Mosel Anfang der 60er-Jahre entstandene Bauwerk mit einer Nutzlänge von 170 Metern ist dem angestiegenen Güter- und Personenverkehr auf dem schleifenreichen Fluss nicht mehr gewachsen. Rund 16 Millionen Tonnen Güter auf 12 000 Frachtern werden jährlich über die Mosel verschifft, hinzu kommen rund 4800 Fahrgastschiffe. Außerdem sind Frachtschiffe und Schubverbände in den vergangenen Jahrzehnten auch immer länger geworden. Besonders in der Urlaubssaison kommt es deshalb immer wieder zu langen Wartezeiten für die Güterschiffe, denn die weiße Flotte der Touristendampfer hat stets Vorfahrt. Das führt zu langen - und teuren - Liegezeiten an den Vorhäfen der Schleusen. Das Gleiche gilt übrigens für die Schleuse Zeltingen ein paar Moselschleifen flussaufwärts, die ebenfalls erweitert wird.

Die Baustelle ist inzwischen zur Touristenattraktion geworden, es wurde eigens eine Fußgängerbrücke über die L 98 zwischen Beilstein und Bruttig-Fankel gebaut, von der es einen prächtigen Überblick über und in das gewaltige Loch gibt. Finke empfängt immer wieder ganze Besuchergruppen. Auch viele Radfahrer halten an und bestaunen die gähnende Grube, in deren Tiefen die Bauarbeiter wie wuselnde Ameisen wirken.

Das ganze Projekt war nicht unumstritten. Besonders die unmittelbaren Anwohner litten in der Zeit der Aushubarbeiten unter Lärmbelästigungen. Wenn die riesigen Rammen auf Fels stießen, wackelte auch schon mal das Geschirr im Schrank", erinnert sich Hotelier Manfred Ostermann. Seine Urlauber fragen deshalb stets nach dem Stand der Bauarbeiten, bevor sie buchen. Auch gab es anfangs Zweifel an der Notwendigkeit der Schleusenerweiterung.

Um die Belästigungen so gering wie möglich zu halten, war es Teil des Planfeststellungsbeschlusses von 2004, dass die lärmintensiven Arbeiten außerhalb der Fremdenverkehrssaison zwischen 1. November und Christi Himmelfahrt im Mai ausgeführt werden. "Die gröbsten Belastungen sind aber nun vorbei", sagt Gregor Finke.

"Bei einem derartigen Jahrhundertprojekt ist nie alles voraussehbar", sagt Wilhelm Weitzel, Sachgebietsleiter Neubauten beim Wasser- und Schifffahrtsamt Trier. So gab es etwa einen vorübergehenden Engpass bei den "Rohrsteifen", jenen 37 riesigen Rohren von bis zu 21 Meter Länge und 13 Tonnen Gewicht, die die Baugrube in zwei Lagen abstützen.

Durch die enorme weltweite Nachfrage nach Stahl gab es allerdings erhebliche Lieferschwierigkeiten. Doch man blieb im Plan, auch dank der fortgesetzten logistischen Meisterleistungen und der rund 50 Mann, die täglich von 7 bis 20 Uhr und derzeit auch nachts hier arbeiten. (Jochen Dietz)