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Kultur mit Urlaub in Trier

Die Begriffe regen an - jeder für sich und beide miteinander; Kultur und Urlaub finden immer mehr Freunde, wenn beide zugleich geboten werden. Der eine liefert, was der andere benötigt; Zeit für Kreativität und für künstlerisches Schaffen. Mag der Kult-Urlaub (Kultur-Laub?) als Kunstbegriff längst abgegriffen sein, sein Inhalt ist ein einzigartiges Konzept, um aus zugegeben erholsamer Langeweile erfüllte Entspannung zu machen.

Was braucht man, um den Zwitterbegriff mit Leben zu erfüllen? In erster Linie ein künstlerisch kulturelles Angebot, das den Zeitzyklen des Urlaubs entgegenkommt? Wochenendkurse im figürlichen Zeichnen? Fröhliches Feiertagsplastiken? Wochenkurse in experimenteller Malerei? Zehn Tage freies Aquarellieren?
Von allem ist ein wenig angesagt, vor allen Dingen aber ein großes, flexibles Angebot. Die europäische Kunstakademie in Trier ist ein internationaler Anlaufpunkt für Leute mit künstlerisch-kulturellen Anforderungen. Dort findet man die Künstler, die ihre eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten an Dritte vermitteln. In kleinen, überschaubaren Gruppen wird praktiziert, was die Gäste animiert, wenn sie sich als Kursteilnehmer an der Akademie einschreiben.

Die Motive der Kursteilnehmer sind durchaus unterschiedlich. Der eine sucht sein kreatives Talent, der andere will bereits zu Tage getretene Fähigkeiten vertiefen. Dabei spielt das Arbeitsgebiet keine Rolle, auf dem man sich in Sachen Bildende Kunst fortbildet; ein Jahresprogramm macht die Vielfalt des Angebotes überdeutlich. Auch das Publikum, das die Akademie besucht, spiegelt diese Vielfalt wider. Es ist international und multikulturell interessiert. Diese Art der Nachfrage hat inzwischen dazu beigetragen, dass die Trierer Einrichtung zur größten ihrer Art in Europa geworden ist.

Die Trierer setzen in ihrem Anspruch an die berühmte künstlerische Freiheit jene Selbstverpflichtung des Musikers und Künstlers John Lennon um, die dieser sich selbst zur Maxime gemacht hat: auszudrücken, was alle fühlen und nicht vorzuschreiben, was man fühlen solle. Hinter diesem Satz versteckt sich aber auch die Tatsache, dass der Ort, an dem solches gefördert wird, ein wesentliches Mehr an Freiheit vorlebt, als es eine wertkonservierend geprägte Bevölkerung und Umwelt vermuten läßt.

Die Lage der Stadt hat viel zu dieser Offenheit beigetragen. Frankreich als Treffpunkt der Lebenskultur und der Lebenskunst, Luxemburg als Hort der Vielsprachigkeit, strahlen auf alles das aus, was man als deutsch bezeichnen möchte und das vielfach doch längst negativ belegt ist.
Es ist sicherlich keine an den Haaren herbeigezogene Behauptung, dass gerade die Nähe dieser beiden Nachbarländer das Deutsche an der Stadt weiter liberalisiert hat, soweit es nicht schon durch die historischen Einflüsse der letzten 2000 Jahre zu einer eigenen freien Kultur gefunden hat.

Die Akademie fordert vom Besucher eine „Das kann ich auch“- Mentalität - oder zumindest die Bereitschaft dazu. Der Mut zum Versuch, ohne Angst vor Enttäuschung, vor Blamage, gar das Fehlen von Befürchtungen, etwas könne eine Blamage sein oder werden - das sind ganz wesentliche Kriterien für die Künstler. Dazu gehört es, sich vom Urteil Dritter zu befreien, jene geistige Selbständigkeit im Kopf zu etablieren, die die Basis von Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit, manchmal auch von Selbstverliebtheit ist. Der Künstler, der das Urteil seiner Umwelt und seines Umfeldes benötigt wie das Salz in der Suppe, er muss den Weg finden, sich über dieses Urteil zu stellen und die Kraft beweisen, davon unabhängig zu sein. Und zu bleiben.

Die Leiterin der Akademie, Frau Dr. Gabriele Lohberg, zieht für den Schaffensprozess des Friedrich Schiller jene leicht pathetische Darstellung von Thomas Mann zuhilfe, die jeden Künstler zum MACHEN treiben sollte: „Nicht grübeln! Arbeiten! Begrenzen, Ausschalten, Gestalten, Fertigwerden! Es wurde vielleicht nicht gut, aber es wurde fertig! Und als es fertig war, siehe, da war es auch gut!“
Und so ist jeder aufgerufen, seinen Weg zu finden, um sich bildnerisch auszudrücken, um Abbilder dessen zu schaffen, was man ausdrücken will. Man möge all die Schwierigkeiten, die Probleme, auch die Fragezeichen hinter sich lassen, wenn das Abbild werden soll, wenn es Ausdruck haben soll und wenn, zu guter Letzt, irgendjemand und jeder diesen Ausdruck lesen, sehen, erkennen und interpretieren können soll. Für sich selbst und ohne Furcht.

 

Kontakt: europäische kunst akademie in trier