Blick in den Ausstellungsraum „Nach der Römerzeit“
Roma secunda oder Rom des Nordens wurde Trier gepriesen. Nach Trier zu fahren, heißt heute zuvorderst, die römischen Denkmäler sehen zu wollen, nämlich die in Deutschland einzigartigen römischen Baumonumente in der Stadt und die archäologischen Funde im Rheinischen Landesmuseum Trier. Römische Mosaike, Grabreliefs und Götterbilder aus Stein gehören zu den herausragenden Denkmälern des Rheinischen Landesmuseums Trier.
Dennoch ist das Spektrum der Ausstellungen im Rheinischen Landesmuseum sehr viel breiter und reicht von der Vorgeschichte seit den Steinzeiten über die römische Epoche und das Mittelalter bis in die Neuzeit.
Alte und neue Ausstellungsbereiche verbinden sich zu einer Vielfalt. Die jüngere keltische Zeit über Caesars Eroberungen bis zur Aufnahme römischer Lebensweise ist in der seit 1998 eingerichteten Ausstellung „Treveri. Ein Keltenstamm wird römisch“ nachgezeichnet.
Die
große Keltenmauer von Allenbach ist mit ihrem Burgtor nachgebaut. Die
Gewalt der noch ursprünglich viel stärkeren Mauern wird erahnbar.
Staunend mag der Besucher ebenso vor der Technik stehen, mit der ohne Mörtel
eine stabile Mauer errichtet wurde, wie sie vor Alesia auch Caesars
Truppen trotzte.
Am entgegengesetzten Ende dieses Ausstellungsbereiches findet der Besucher den Kontrastpunkt hierzu, das Modell der spätrömischen Kaiserresidenz um 360/370 n. Chr.. Welch ein Wandel hat sich in der Architektur über 400 bis 500 Jahre von der Keltenburg zur spätrömischen Stadt vollzogen? Das Stadtmodell zeigt das wohlgeplante Straßensystem mit seinem Schachbrettmuster. Repräsentative Bauwerke, die auch heute noch allenthalben ihre Spuren hinterlassen haben, sind über die Stadt hin verteilt. Römische Architektur stellt sichtbar einen Höhepunkt in Baukunst, Technik und Stadtplanung dar.
Ein
Bronzetopf, in der Feldstraße 1993 entdeckt, barg den größten
Goldmünzenschatz aus der römischen Welt! Sein Inhalt - mehr als
2000 römische Goldmünzen. Heute wird er im Münzkabinett des
Rheinischen Landesmuseums gezeigt. Nicht allein sein Glanz fasziniert, sondern
ebenso seine Entdeckungsgeschichte und sein historischer Aussagewert. Der
Reichtum der römischen Bevölkerung wird deutlich in zwei international
bedeutenden Austellungskomplexen. Die „Neumagener Gräberstraße“ wird
charakterisiert von Grabmonumenten außerordentlicher Größe.
Ihre erzählfreudigen Reliefbilder illustrieren auf den Grabmälern
das bunte Leben der Mosellande: die Herrin im Kreis ihrer Dienerinnen bei
der Morgentoilette, der Herr bei seiner erfolgreichen Rückkehr von der
Jagd.
Von
besonderer Bekanntheit sind das Neumagener Weinschiff und das
Schulrelief. Nur hier im Landesmuseum ist in allen diesen Fällen die Begegnung mit
dem Original möglich. Der Mosaiksaal spiegelt den Ausstattungsluxus
römischer Villen wider. Im Trierer Land hat das Rheinische Landesmuseum
Trier über 200 Mosaike ausgegraben, viel mehr als der Rest des römischen
Deutschland insgesamt zu bieten hat - ein statistischer Ausweis für
den außerordentlichen Wohlstand der Bevölkerung des 2. und 3.
Jahrhunderts an der Mosel. Die Farbenpracht ist ungebrochen. Dekorationen
und Motive verfügen über eine prächtige Vielfalt. In höchster
kunstfertiger Ausführung begegnen wir Musen, Anaximander als dem Erfinder
der Sonnenuhr oder dem siegreichen Rennfahrer Polydus bei seiner
Ehrenrunde. Einen Abglanz der Kaiserresidenz vermitteln erlesene Werke der
Kunst in Gold, Elfenbein und Glas.
Ein Höhepunkt der Glaskunst ist das berühmte Diatretglas mit umfänglichem Netzwerk, in phantastischer Schleiftechnik aus dem Glas herausgearbeitet. Den höchsten Hofkreisen zuzurechnen ist der Besitzer des Diatretglases, der auch eine goldene Gewandspange der Inschrift zufolge von Kaiser Konstantin 315 n. Chr. aus Anlaß des zehnten Regierungsjubiläums empfangen hatte.
Eine erlesene Sammlung frühchristlicher Denkmäler am Ort des ältesten deutschen Bischofssitzes umfaßt Kunstwerke in Elfenbein, Edelmetallen und Glas, sowie eine außerhalb Roms einmalige Fülle frühchristlicher Grabinschriften. Einen besonderen Platz in der Ausstellung des Museums hat das Grabmal des Trierer Domdechanten Christoph von Rheineck (+ 1535). Ein Werk von herausragendem Rang in der deutschen Frührenaissance ist die baldachinartige Triumphbogenarchitektur; der Auferstandene, umringt von schlafenden Grabwächtern, bekrönt das Monument.
Exquisite Kunstwerke sind auf der Grundlage privater Sammlungen des vergangenen Jahrhunderts zusammengetragen worden. Archäologische Funde sind die Frucht fast 200jähriger Grabungstätigkeit in dem reichen Boden Triers. Vor 200 Jahren hat sich die Gesellschaft für nützliche Forschungen zuerst dieser Aufgabe angenommen; seit 125 Jahren stellt sich das Rheinische Landesmuseum, ehemals als das Rheinische Provinzialmuseum gegründet, im Auftrage des Landes Rheinland-Pfalz dieser Verantwortung.
Durch seine Sammlungs- und Ausgrabungstätigkeit ist das Museum eine Schatzkammer internationalen Ranges zur Kunstgeschichte und Archäologie der Mosellande und seiner Nachbargebiete.
© Rheinisches Landesmuseum Trier, Fotos: Th. Zühmer